#PEDroTacklesBarriers to EBP

Die Kampagne #PEDroTacklesBarriers to evidence-based physiotherapy soll die vier größten Hindernisse für evidenzbasierte Physiotherapie beseitigen:

  1. Über die Kampagne
  2. Zeit
  3. Sprache
  4. Mangelnder Zugang
  5. Mangelnde statistische Kompetenzen
  6. Alles zusammenfügen

1. Über die Kampagne

Über die Kampagne. Portugiesische Version

Über die Kampagne. Französische Version

Über die Kampagne. Italienische Version

Willkommen bei der Kampagne #PEDroTacklesBarriers to evidence-based physiotherapy campaign. Die Kampagne soll dir dabei helfen, die vier größten Barrieren gegen die evidenzbasierte Physiotherapie zu überwinden.

Diese Kampagne wurde durch einem im Jahr 2021 publizierten systematischen Review von Matteo Paci et al. inspiriert, in dem die Barrieren gegen die evidenzbasierte Physiotherapie ermittelt wurden. In den Review wurden 29 Studien eingeschlossen, in denen die Sichtweisen von fast 10.000 Physiotherapeutinnen dokumentiert wurden. Zeitmangel‘ war die am häufigsten berichtete Barriere und wurde von 53 % der Physiotherapeutinnen angegeben. Es folgten‚ Sprache‘ (36 %), mangelnde Zugänglichkeit‘ (34 %) und‚ unzureichende statistische Kompetenz‘ (31 %).

Die Kampagne hat sich im Zeitraum von Mai 2022 bis April 2023 mit den vier größten Barrieren gegen eine evidenzbasierte Physiotherapie befasst. Das Ergebnis sind Berichte und Erfahrungen von Physiotherapeutinnen, die auf diese Barrieren gestoßen sind und Strategien zu ihrer Überwindung entwickelt haben. Außerdem erfährst du mehr über die Methoden der Durchführung, Analyse, Berichterstattung und Interpretation von randomisierten kontrollierten Studien, um dir dabei zu helfen, die Barriere ‚unzureichende statistische Kompetenz‘zu überwinden.

Während der Kampagne haben wir jeden Monat Tipps veröffentlicht, wie man eine bestimmte Barriere gegen die evidenzbasierte Physiotherapie überwinden kann. Wir ermutigen Physiotherapeutinnen aus der ganzen Welt dazu, gemeinsam daran zu arbeiten, die relevantesten Strategien in der Praxis zu implementieren.

Die Kampagne schließt mit einigen Beispielen aus der Praxis ab, wie Physiotherapeutinnen die Barrieren überwunden und Evidenz dazu genutzt haben, positive Veränderungen in ihrer Praxis herbeizuführen und die Ergebnisse ihrer Patientinnen zu verbessern.

#PEDroTacklesBarriers wurde mit Unterstützung von World Physiotherapy, Australian Physiotherapy Association, Società Italiana di Fisioterapia, Société Française de Physiothérapie, and Koninklijk Nederlands Genootschap voor Fysiotherapie durchgeführt.

Bitte unterstütze‚ PEDroTacklesBarriers to evidence-based physiotherapy, um dabei zu helfen, die größten Barrieren gegen die evidenzbasierte Physiotherapie zu überwinden. Du kannst die Kampagne auf dieser Webseite oder über den PEDro blog, Twitter oder Facebook verfolgen.

 

2. Zeit

Zeitmangel ist die meistgenannte Barriere gegen die evidenzbasierte Physiotherapie. Zum Zeitmangel tragen viele Faktoren bei, darunter eine hohe Arbeitsbelastung, konkurrierende Prioritäten, die Effizienz der Umsetzung aller fünf Schritte der evidenzbasierten Physiotherapie (Fragen, Suchen, Bewerten, Anwenden, Bewerten), mangelnde Ressourcen, mangelndes Selbstvertrauen und das Gefühl der Überforderung durch die Menge an Evidenz und den Prozess der Veränderung der Praxis.

In der Kampagne #PEDroTacklesBarriers to evidence-based physiotherapy stellen zehn praktisch tätige Physiotherapeutinnen Strategien vor, mit denen sie das Zeitmangel-Hindernis überwinden.

Nosipho Zumana Mtotoba
Mafikeng Provincial Hospital, Südafrika
Nosipho legt Wert auf Qualität statt Quantität. Sie sagt: „Niemand hat im Leben genug Zeit, aber wir versuchen uns anzupassen und zu tun, was wir innerhalb der uns gegebenen Zeit tun können.“
Kate Scrivener
Concentric Rehabilitation Centre, Australien
Eine wesentliche Strategie zur Überwindung des von Kate vorgeschlagenen Zeitmangel-Hindernisses ist die Nutzung von zusammengefasster Forschung. Kate sagt: „Leitlinien liefern die bedeutsamste Evidenz für die klinische Praxis“, und „systematische Reviews haben das Potenzial, so aussagekräftig zu sein, dass sie unsere klinische Praxis verändern können.“
Nicholas Draheim
Movement Solutions, Australien
Nick schlägt vor, Evidenz in Team-Meetings einzubeziehen, indem „Bereiche identifiziert werden, in denen das Team Wissen und Fähigkeiten entwickeln muss, und Team-Mitglieder damit beauftragt werden, relevante, hochwertige klinische Forschung mit in die Meetings zu bringen“.
Michele Marelli
Universität degli Studi del Molise, Italien
Michele nimmt sich Zeit dafür, neue Publikationen zu lesen. Er sagt, dass ihm auch die „Spezialisierung auf bestimmte Bereiche der muskuloskelettalen Versorgung“ dabei geholfen hat, die Zeitmangel-Barriere zu überwinden.
Daniel Treacy
South Eastern Sydney Local Health District, Australien
Daniel meint, dass ein Journal Club, der sich über einen bestimmten Zeitraum mit einer Vorgehensweise oder Fragestellung befasst, bei der Implementierung helfen kann. Daniel betont, „dass ein Journal Club neben der Lektüre relevanter Forschung auch die Planung, Überprüfung und Implementierung eines neuen Vorgehens in die hektische tägliche Praxis beinhalten sollte.“
Nehal Shah
Bhopal Memorial Hospital and Research Centre, Bhopal, Indien
Das regelmäßige Lesen von Publikationen hat Nehal effizienter gemacht. Jeden Morgen steckt sie eine Publikation in ihre Tasche, um diese zur Hand zu haben, wenn sie etwas Zeit übrig hat.
Govinda Nepal
Kathmandu University Hospital, Nepal
Govinda hat, wie viele Physiotherapeutinnen, einen langen Arbeitsweg. Diese Zeit nutzt er, um hochwertige Forschung zu lesen.
Yvette Black
Bloomfield Hospital, Orange Health Service, Australien
Ein Mentor sagte einmal zu Yvette: „Es ist nicht so, dass man keine Zeit hat, man muss sie sich einrichten und sich Zeit nehmen.“ Sie schlägt vor, den Terminkalender dazu zu nutzen, das Nachdenken über Evidenz zur Routine zu machen.
Sean Kaplan
South Africa Physiotherapeut für Hausbesuche, Südafrika
Sean möchte „wissen, was ich nicht weiß“. Die Zusammenarbeit mit Kolleginnen oder Freundinnen kann hierbei ein Schritt sein, aktiv zu werden und relevante Evidenz zu nutzen.
Laura Crowe-Owen
Therapy for Life, Australien
Laura hat einige hilfreiche Tipps für den strategischen Einsatz von Social Media. Zu den Vorschlägen gehört: „Folge Wissenschaftlern, die relevante Arbeiten publizieren, nicht der ‚lautesten Person im Raum‘, und lies jede ihre Publikationen.“

Diesen Monat sprechen sieben weitere praktisch tätige Physiotherapeutinnen für die Kampagne #PEDroTacklesBarriers to evidence-based physiotherapy darüber, wie sie die Zeitmangel-Barriere überwinden.

John Tan
Singapore General Hospital, Singapur
John empfiehlt, gleichgesinnte Kolleginnen zu suchen, die zur Überwindung der Zeitmangel-Barriere anspornen. Er sagt: „Es ist wichtig, neugierig und engagiert zu bleiben und die Gewohnheit zu entwickeln, Fragen nachzugehen.“
Fairuz Boujibar
Rouen University Hospital, Frankreich
Fairuz denkt, dass es vielen Physiotherapeutinnen möglich sein sollte, täglich 30 Minuten damit zu verbringen, sich mit Evidenz zu befassen. Sie sagt: „Physiotherapie-Studierende im Team zu haben bietet die Gelegenheit, voneinander zu lernen.“
Francesco Ferrarello
Azienda Usl Toscana Centro, Italien
Francesco schlägt vor, dass „regelmäßiges Lesen das Nutzen von Evidenz erleichtert und das Selbstvertrauen stärkt“. Wer mit dem Lesen wissenschaftlicher Arbeiten beginnt, sollte mit einer relevanten Arbeit pro Monat beginnen.
Alison Hoens
University of British Columbia, Kanada
Alison arbeitet als ‚physiotherapeutische Wissensvermittlerin‘, eine Position, die teilweise von der Physiotherapy Association of British Columbia finanziert wird. Sie sagt: „Engagier dich in deinem Berufsverband, um Zugang zu Ressourcen zu erhalten und Menschen zu treffen, die sich in besonderem Maße engagieren.“
Ruth Chua
Singapore General Hospital, Singapur
Ruth erinnert daran, dass die evidenzbasierte Praxis dazu beiträgt, dass Behandlungen wirksam und für die Patientinnen von Nutzen sind. Ruth sagt, Praktika bieten vielseitige Möglichkeiten, Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen.“
Matt Jennings
South Western Sydney Local Health District, Australien
Matt bietet einige Anregungen auf Systemebene, um die zur Verfügung stehende Zeit dazu zu nutzen, etwas zu bewirken. Er sagt: „Die ‚Zeit-Kultur‘ ist wirklich wichtig, es ist entscheidend, welche Prioritäten du setzt und wie du Teams dabei unterstützt, die bestmögliche Versorgung zu bieten.“
Harriet Shannon
University College London, Vereinigtes Königreich
Harriet denkt, dass das‚ Team-Ethos‘ für das Verfügbarmachen von Zeit von entscheidender Bedeutung ist. Sie sagt: „Es beginnt mit der Entscheidung des Teams, zu ‚Veränderern‘ zu werden, die eine evidenzbasierte Praxis implementieren.“

 

3. Sprache

Die Sprache ist in vielen Ländern eine bedeutsame Barriere für den Zugang zu Evidenz und die Umsetzung einer evidenzbasierten Physiotherapie. Englisch ist die vorherrschende Sprache für die Veröffentlichung und Verbreitung wissenschaftlicher Arbeiten und Leitlinien.

Fünf Physiotherapeutinnen und Physiotherapie-Gruppen erzählen, wie sie die Sprachbarriere für die Kampagne #PEDroTacklesBarriers to evidence-based physiotherapy überwunden haben.

Tiê Parma Yamato, Brasilien

Tiê Parma Yamato ist eine Wissenschaftlerin, für die Englisch die Zweitsprache ist. Tiê hat es sich zur Priorität gemacht, zur Überwindung der Sprachbarriere Englisch zu lernen, da die meisten wissenschaftlichen Arbeiten auf Englisch verbreitet werden. Anfangs war sie stark auf Übersetzungsdienste (z. B. Google Translate) angewiesen, nahm an Englischkursen teil und las viel auf Englisch. Sie reiste nach Australien, um tiefer in die englische Sprache einzutauchen. Als ihr die Sprache vertrauter wurde, beschäftigte sie sich mit komplexerem Vokabular und Diskussionen, was ihr ein tieferes Verständnis der Literatur und der evidenzbasierten Praxis verschaffte.

Zbyszek Wroński, Polen

PEDro wurde kürzlich ins Polnische übersetzt, was zu einem starken Anstieg der PEDro-bezogenen Suchanfragen aus Polen geführt hat und den Zugang zur evidenzbasierten Praxis für polnische Physiotherapeutinnen verbessert hat. PEDro wird jetzt auch in der Physiotherapie-Ausbildung in Polen für die Vermittlung und Förderung der evidenzbasierten Praxis genutzt. Der Zugang zu Evidenz hat sich hierüber verbessert, allerdings stellt die Sprache weiterhin eine Barriere dar, da die meisten wissenschaftlichen Arbeiten auf Englisch veröffentlicht werden.

Cynthia Srikesavan, Indien

Eine kleine Gruppe tamilisch sprechender Physiotherapeutinnen, die in Tamil Nadu in Südindien ausgebildet wurden, betreibt seit 2020 einen monatlichen virtuellen Journal Club. Eine Strategie zur Überwindung der Sprachbarriere besteht darin, während des Journal Clubs sowohl Englisch als auch Tamilisch zu verwenden. So führen sie z. B. in die initialen Strukturen und Konzepte einer wissenschaftlichen Arbeit auf Tamilisch ein, halten ihre formelleren Beiträge auf Englisch und enden mit Diskussionen in der breiteren Gruppe wieder auf Tamilisch. Neben anderen Strategien verbessert dieses Vorgehen die Englischkenntnisse der Teilnehmenden und ihr Verständnis für die evidenzbasierte Physiotherapie.

Anne-Kathrin Rausch, Deutschland

Physioscience ist eine Fachzeitschrift, in der wissenschaftliche Arbeiten in deutscher Sprache veröffentlicht werden. Die Zeitschrift ist das offizielle Publikationsorgan der Deutschen Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaft. Um Wissenschaft zugänglicher zu machen, werden in der physioscience Arbeiten sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch veröffentlicht. In jeder Ausgabe der physioscience werden drei Gelesen & Kommentiert-Artikel veröffentlicht. Diese Artikel sind in deutscher Sprache verfasst und beinhalten eine Zusammenfassung (das Abstract) der veröffentlichten Arbeit, eine kritische Bewertung und einen Kommentar zur Diskussion des Themas im Kontext der Physiotherapie in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Nynke Swart, the Niederlande

Nynke Swart berichtet, dass die KNGF (Königliche Niederländische Gesellschaft für Physiotherapie) 16 klinische Leitlinien entwickelt hat, die für die physiotherapeutische Praxis in den Niederlanden relevant sind. Bei der Entwicklung der Leitlinien fokussiert sich die KNGF hauptsächlich auf Studien, die in Niederländisch oder Englisch verfasst sind. Die Evidenz wird, zusammen mit anderen Überlegungen, von einer Expertengruppe in einfach umsetzbare Empfehlungen für Physiotherapeutinnen übersetzt. Zur Verbesserung der Zugänglichkeit verbreitet die KNGF ihre Leitlinien sowohl in Niederländisch als auch in Englisch.

 

4. Mangelnder Zugang

Die evidenzbasierte Physiotherapie kann nicht umgesetzt werden, wenn es Barrieren beim Zugang zu wissenschaftlichen Arbeiten gibt. Nachfolgend findest du zwei Videos zu Strategien zur Überwindung der Barriere gegen den Zugang zu den Volltexten wissenschaftlicher Arbeiten. Der erste Schwerpunkt liegt auf dem Zugang zu Volltexten über die Links in PEDro. Im zweiten Teil werden Strategien beschrieben, bei denen andere Methoden außerhalb von PEDro genutzt werden.

Der Zugang zu den Volltexten wissenschaftlicher Arbeiten ist für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe, die eine evidenzbasierte Versorgung anbieten möchten, von kritischer Bedeutung. Die Volltexte werden dazu benötigt, die Qualität und Anwendbarkeit wissenschaftlicher Arbeiten in Bezug auf die jeweilige klinische Fragestellung zu bewerten. Sie werden zudem für eine detaillierte Beschreibung der untersuchten Interventionen benötigt.

Wenn eine PEDro- Suche eine interessante wissenschaftliche Arbeit ergibt, führt das Anklicken des Titel-Hyperlinks auf die Seite „Detaillierte Suchergebnisse“. In 2022 haben wir eine Schätzung des Prozentsatzes der in PEDro enthaltenen wissenschaftlichen Arbeiten vorgenommen, für die es über diese Links einen kostenlosen Zugang zum Volltext gibt. Für 60 % (95 %-Konfidenzintervall 53 % bis 67 %) der Arbeiten in der Stichprobe gab es einen kostenlosen Zugang zum Volltext. Dieser Anteil war höher als der kostenlose Zugang über PubMed (47 %, 95 %-Konfidenzintervall 40 % bis 54 %).

Für jede wissenschaftliche Arbeit sind in PEDro bis zu 5 Links zum Volltext verfügbar. Die Anzahl der Links hängt davon ab, ob die jeweilige Arbeit in PubMed oder PubMed Central indexiert ist, ob sie eine DOI-Nummer hat und ob die Zeitschrift über eine Website verfügt. Die Links können auf den kostenlosen Volltext verweisen; möglicherweise bedarf es jedoch eines Abonnements der betreffenden Zeitschrift oder einer Entrichtung einer Gebühr für den Zugang zum Volltext. Über den freien Zugang zum Volltext entscheiden die Zeitschriftenverlage. Die Links zu den Volltexten in PEDro werden in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit für den kostenfreien Zugang aufgelistet. Bei den oben in der Liste aufgeführten Links ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie auf den frei verfügbaren Volltext verweisen als bei Links am Ende der Liste.

Die Links sind:

1. PubMed Central
PubMed Central ist ein kostenloses Volltextarchiv der Literatur aus biomedizinischen Zeitschriften, das von den United States National Institutes of Health’s National Library of Medicine erstellt und unterhalten wird. Im Januar 2022 enthielt es über 7,6 Millionen Volltext-Arbeiten, die in Zeitschriften veröffentlicht wurden, die eine Vereinbarung mit PubMed Central zur Archivierung ihrer Inhalte haben. Wenn du auf der Seite „Detaillierte Suchergebnisse“ von PEDro auf den Link „PubMed Central“ klickst, gelangst du direkt zu der jeweiligen Arbeit in PubMed Central. Möglicherweise kannst du den Volltext auf dieser Website lesen oder ihn im Portable Document-Format (PDF) öffnen, indem du auf einen Link klickst.

2. DOI
Dies ist die Abkürzung für Digital Object Identifier, eine eindeutige alphanumerische Zeichenfolge, die von der International DOI Foundation vergeben wird, um Inhalte zu identifizieren und einen dauerhaften Link zu ihrer Verortung im Internet bereitzustellen. Wenn du auf der Seite „Detaillierte Suchergebnisse“ von PEDro auf den Link „DOI“ klickst, gelangst du direkt zu der wissenschaftlichen Arbeit auf der Website der Zeitschrift. Nicht alle Zeitschriften ermöglichen dir den kostenlosen Zugriff auf den Volltext. In manchen Fällen wirst du möglicherweise aufgefordert, dich anzumelden oder für den Zugang zu dem Artikel zu bezahlen. Wenn ein Abonnement erforderlich ist, hast du möglicherweise über die Bibliothek deiner Universität, eine örtliche medizinische Bibliothek oder eine andere Institution Zugang zum Volltext.

3. PubMed
PubMed wird von der National Library of Medicine der United States National Institutes of Health erstellt und ist eine frei zugängliche Datenbank mit über 34 Millionen Literaturangaben und Zusammenfassungen von Arbeiten aus der biomedizinischen Literatur. Über den Link „PubMed“ auf der PEDro- Seite „Detaillierte Suchergebnisse“ gelangst du zum PubMed-Eintrag für die jeweilige wissenschaftliche Arbeit. Dieser PubMed-Eintrag kann Links zu Volltexten aus anderen Quellen enthalten.

4. PDF locator
Einige Suchmaschinen im Internet sind darauf ausgelegt, kostenlose PDF-Dokumente zu finden. In PEDro haben wir einen Link erstellt, der PDFSearchEngine.net verwendet, um nach PDF-Kopien des Artikels zu suchen. Wenn du auf der PEDro- Seite „Detaillierte Suchergebnisse“ auf den Link „PDF locator“ klickst, gelangst du zu den von PDFSearchEngine generierten Suchergebnissen. Diese Ergebnisse werden mithilfe eines integrierten Algorithmus nach Relevanz eingestuft. Du musst die Liste der Suchergebnisse durchgehen, um zu sehen, ob für die dich interessierende Arbeit ein Link zum Volltext verfügbar ist. Wir empfehlen dir, einen Blick auf die ersten beiden Suchergebnisseiten zu werfen.

5. Herausgeber
Die letzte Möglichkeit, auf den Volltext zuzugreifen, besteht über die Website der Zeitschrift über den Hyperlink „Herausgeber“ auf der Seite „Detaillierte Suchergebnisse“ von PEDro. Für den Zugang zum Volltext ist eine zusätzliche Navigation durch die Website der Zeitschrift erforderlich, um die Ausgabe zu finden, in der die jeweilige Arbeit veröffentlicht wurde. Nicht alle Zeitschriften ermöglichen dir den kostenlosen Zugang zum Volltext. In manchen Fällen wirst du möglicherweise aufgefordert, dich anzumelden oder für den Zugang zum Volltext zu bezahlen.

Saurab Sharma, Nepal

Als Physiotherapeut, Wissenschaftler und Lehrender in Nepal sah sich Saurab Sharma oft mit der Barriere des Zugangs zu wissenschaftlichen Arbeiten hinter einer „Paywall“ konfrontiert. Saurab bietet innovative Lösungen für den freien Zugriff auf Volltexte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen die Ressourcen knapp sind. So bieten z. B. digitale Archive wie PubMed Central oder Hinari Optionen zur Suche nach wissenschaftlichen Arbeiten in bestimmten Sprachen und können den kostenlosen Zugang zu Volltexten ermöglichen. Weitere gute Ressourcen für den kostenlosen Zugang zu Volltexten sind Zeitschriften oder Verlage, die „Open-Access“-Artikel veröffentlichen, wie z. B. Journal of Physiotherapy, PLoS und BMC. PEDro bietet auch Links zum Zugriff auf Volltexte, von denen einige frei verfügbar sind. Eine im Jahr 2022 veröffentlichte wissenschaftliche Untersuchung zeigte, dass PEDro den Volltext-Zugang zu 60 % der in der Stichprobe begutachteten Arbeiten ermöglichte, verglichen mit PubMed mit einem Anteil von 47 %. Im Video untersucht Saurab diese Ressourcen und andere Strategien zur Beseitigung der Zugangs-Barrieren.

 

5. Mangelnde statistische Kompetenzens

Eine unzureichende statistische Kompetenz sind ein häufiges Hindernis bei der Interpretation von Evidenz und der Umsetzung der evidenzbasierten Physiotherapie. Drei klinische Wissenschaftlerinnen, darunter der wissenschaftliche Herausgeber des Journal of Physiotherapy, gehen das Hindernis einer unzureichenden statistischen Kompetenz an, indem sie die Methoden diskutieren, die bei der Durchführung, Analyse, Berichterstattung und Interpretation der Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien angewendet werden.

Dieses Thema wurde im Zeitraum zwischen Oktober 2022 und Januar 2023 behandelt.

Aidan Cashin
Sportphysiologe und Forscher, University of New South Wales, Australien
Fachgebiet: Vergleichende Wirksamkeit von Interventionen bei Menschen mit chronischen Schmerzen
Kate Scrivener
Physiotherapeutin, Pädagogin und Forscherin, Macquarie University, Australien
Tätigkeitsbereich: Intervention und Forschung im Bereich der Physiotherapie nach Schlaganfall
Mark Elkins
Wissenschaftlicher Herausgeber des Journal of Physiotherapy
Tätigkeitsbereich: Physikalische und pharmakologische Therapien bei Atemwegserkrankungen und Verbesserung des Verständnisses und der Anwendung publizierter wissenschaftlicher Arbeiten durch praktisch tätige Personen.

Interpretation vergleichender Effekte in Studien

Hochwertige randomisierte kontrollierte Studien sind eine bedeutsame Evidenzquelle als Hilfestellung für klinische Entscheidungen dazu, welche Behandlung für die Patienten, mit denen du arbeitest, am besten geeignet ist. Bei der Interpretation der Ergebnisse aus Studien ist es sowohl wichtig zu berücksichtigen, wie über die Ergebnisse berichtet wird, als auch, womit die jeweilige Intervention verglichen wurde.

Studienergebnisse werden häufig als ‚Unterschied innerhalb der Gruppen‘ oder ‚Unterschied zwischen den Gruppen‘ erhoben und berichtet. Die Unterscheidung zwischen den Ergebnissen ‚innerhalb der Gruppen‘ und ‚zwischen den Gruppen‘ ist für die Interpretation der Studienergebnisse von entscheidender Bedeutung. Der ‚Unterschied zwischen den Gruppen‘ repräsentiert den Behandlungseffekt, da er nicht den natürlichen Verlauf, die Regression zum Mittelwert und unspezifische Effekte des Erhalts von Versorgungsleistungen berücksichtigt, die beim ‚Unterschied innerhalb der Gruppen‘ zu berücksichtigen sind.

Der Behandlungseffekt in Studien ist immer vergleichend, was bedeutet, dass der Nutzen (oder Schaden) der Behandlung relativ zu den anderen Behandlungen in der Studie interpretiert wird. Dies ist ein wichtiger Punkt, da die Wahl der Vergleichsgruppe einen großen Einfluss auf die Interpretation der Größe des Effekts und darauf hat, ob der Vergleich ein fairer Test der Behandlung war.

Die Auswahl der idealen Vergleichsgruppe ist nicht einfach und wird stark von der Forschungsfrage beeinflusst (die ein breites Spektrum umfassen kann). So kann z.B. eine leitlinienbasierte Versorgung ein geeigneter Vergleich sein, wenn Wissenschaftlerinnen untersuchen möchten, ob eine Behandlung besser ist als die derzeitige Praxis.

Die Wahl der Vergleichsgruppe ist auch wichtig, wenn Studien in systematischen Reviews zusammengefasst werden. Es ist wichtig, dass in Metaanalysen im Rahmen von systematischen Reviews nur Studien mit denselben bzw. ähnlichen Behandlungen und Vergleichen statistisch zusammengefasst werden.

 

Die Bedeutung der Verblindung in Studien verstehen

An jeder klinischen Studie sind zahlreiche ‚Stakeholder‘ (Personen oder Gruppen mit bestimmten Interessen) beteiligt. Zu diesen zählen Patientinnen und Teilnehmerinnen, Therapeutinnen, Wissenschaftlerinnen, Untersucherinnen und Statistikerinnen. ‚Stakeholder‘ sind eine Quelle für Verzerrungen der Ergebnisse (Bias) in Studien. Der Grund hierfür ist, dass sie aufgrund ihrer Kenntnis darüber, ob ein/e Patient/in der Interventions- oder Vergleichsgruppe zugeordnet wurde, Abläufe oder Ergebnisse bewusst oder unbewusst beeinflussen können. Um das Risiko von Verzerrungen zu minimieren, können die Stakeholder gegenüber der Zuteilung der Teilnehmenden zu den Gruppen ‚verblindet‘ werden. Die Verblindung gilt als erfolgreich, wenn der Stakeholder nicht in der Lage ist, zwischen den in den Gruppen angewendeten Behandlungen zu unterscheiden.

Drei wichtige Personen oder Gruppen, die in klinischen Studien verblindet werden sollten, sind:
1. Patientin bzw. Teilnehmerin: Der/die Patient/in weiß nicht, ob er/sie die Intervention oder die Vergleichsintervention erhält.
2. Therapeutin: Der/die Therapeut/in weiß nicht, ob er/sie die Intervention oder Vergleichsintervention durchführt.
3. Untersucherin: Die untersuchende Person weiß nicht, ob der/die zu beurteilende Teilnehmer/in die Intervention oder Vergleichsintervention erhalten hat.
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In den meisten physiotherapeutischen Studien ist es sehr schwierig, die Teilnehmenden und Therapeutinnen zu verblinden. Wenn es sich beispielsweise um körperliche oder aktive Interventionen (z. B. ein Bewegungstraining) handelt, wissen die Teilnehmerinnen, dass sie die Intervention erhalten, und die Therapeutinnen wissen, ob sie sie durchführen. Im Hinblick auf die Verblindung der Untersucherinnen ist die Verblindung erfolgreich, wenn diese nicht wissen, welcher Gruppe der/die Patient/in zugeordnet wurde und die Ergebnismaße objektiv sind (z. B. passive Beweglichkeit). Wenn ein Ergebnis jedoch von Patientinnen bzw. Teilnehmenden selbst berichtet werden (z. B. Schmerzen), gelten Untersucherinnen als verblindet, wenn der/die Patient/in verblindet war.

In Studien wird häufig über das Vorkommen von Verblindung im Titel oder in der Zusammenfassung berichtet, indem Begriffe wie „einfach verblindet“ oder „doppelt verblindet“ verwendet werden. Die Verwendung dieser Begriffe ist jedoch uneinheitlich. Beispielsweise könnten in einer „doppelt verblindeten“ Studie die Therapeutinnen und Untersucherinnen verblindet worden sein, während in einer anderen möglicherweise die Patientinnen und Statistikerinnen verblindet waren. Leserinnen sollten ermitteln, welche Personengruppen in einer klinischen Studie verblindet wurden, und Autorinnen sollten diese mehrdeutige Terminologie vermeiden und ausdrücklich angeben, wer verblindet wurde.

In einigen klinischen Studien wird versucht, die Patientinnen gegenüber ihrer Zuteilung zu den Gruppen zu verblinden, indem Vergleichsinterventionen konzipiert werden, die einer (der interessierenden) aktiven Intervention ähneln. Um die wahrgenommene Ähnlichkeit der Vergleichsintervention und der aktiven Intervention zu beurteilen, berichten einige Studien über die ‚Kredibilität der Intervention‘, indem die Patientinnen gefragt werden: „Wie überzeugt sind Sie davon, dass Sie eine (die) aktive Therapie erhalten haben?“. Eine vergleichbare Kredibilität zwischen der aktiven Intervention und der Vergleichsintervention deutet in aller Regel auf eine erfolgreiche Verblindung hin.

Viele Personen in einer klinischen Studie können verblindet sein. Obwohl die Verblindung dazu beiträgt, Verzerrungen durch Voreingenommenheit zu minimieren, ist es oft schwierig, alle Personen zu verblinden. Studien-Leserinnen müssen beurteilen, wie sich eine fehlende Verblindung auf die Durchführung und Berichterstattung einer Studie ausgewirkt haben könnte.

 

Verständnis der Intention-to-Treat-Analyse in einer Studie

‚Intention-to-treat‘ ist ein Ansatz zur Analyse der Ergebnisse in randomisierten kontrollierten Studien. ‚Intention-to-Treat‘ bedeutet, dass alle randomisierten Teilnehmerinnen in die statistische Analyse einbezogen und entsprechend der Gruppe analysiert werden, der sie ursprünglich zugewiesen wurden, unabhängig davon, welche Behandlung sie erhalten haben (wenn sie eine erhalten haben). ‚Intention-to-treat‘ ist der empfohlene Ansatz zur Analyse randomisierter kontrollierter Studiendaten.

Beispiel:
In einer hypothetischen, randomisierten Studie wurden 100 Teilnehmerinnen mit akuten Rückenschmerzen randomisiert und erhielten entweder den Rat, aktiv zu bleiben oder Bettruhe zu halten. Der primäre Endpunkt waren die Rückenschmerzen, die zu Studienbeginn und nach 4 Wochen beurteilt wurden. Die demografischen und klinischen Merkmale der Teilnehmerinnen (z.B. Alter, Geschlecht, Schmerzwerte, Schmerzdauer usw.) waren zu Studienbeginn in beiden Gruppen ähnlich.

Nach 4 Wochen konnten 10 Teilnehmerinnen nicht kontaktiert werden (7 der Bettruhe-Gruppe), und es waren für diese daher bei der Nachuntersuchung keine Daten verfügbar. Weitere 10 Teilnehmerinnen hielten sich nicht an die Intervention, der sie ursprünglich zugeteilt worden waren – 3 Patientinnen, die nach dem Zufallsprinzip in die Gruppe mit der Empfehlung, aktiv zu bleiben, eingeteilt wurden, ruhten sich im Bett aus und 7 Teilnehmerinnen in der Bettruhegruppe blieben aktiv.

Es besteht die falsche Vorstellung, dass der beste Weg, Daten aus dieser hypothetischen Studie zu analysieren, darin bestehen würde, die Teilnehmerinnen auszuschließen, die bei der Nachuntersuchung nicht zu den Daten beigetragen haben, und auch diejenigen, die sich nicht an die Intervention gehalten haben. Dieser Ansatz ist falsch, da er zu einer Verzerrung der Studienergebnisse führt und nicht das widerspiegelt, was in der täglichen klinischen Praxis geschieht.

Warum ist das Intention-to-Treat-Prinzip in einer Studie wichtig?
Beide Gruppen in der hypothetischen Studie waren in Bezug auf wichtige demografische und klinische Merkmale ähnlich. Der Ausschluss der Teilnehmerinnen, die für die Nachbeobachtung ausgefallen sind, kann zu einem Ungleichgewicht dieser wichtigen Merkmale führen, was wiederum die Ergebnisse der Studie verzerren würde. Möglicherweise hatten die Teilnehmerinnen, die nicht nachuntersucht werden konnten, stärkere Schmerzen und sahen keinen Nutzen in den empfohlenen Behandlungen und beschlossen, die Datenanfragen der Wissenschaftlerinnen zu ignorieren. Würde man sie aus der Analyse ausschließen, würde ein wichtiges klinisches Merkmal (Schmerzintensität) aus dem Gleichgewicht geraten, da in der Bettruhe-Gruppe mehr Teilnehmerinnen mit stärkeren Schmerzen für die Nachuntersuchung ausfielen. Dies würde wahrscheinlich zu einem verzerrten Behandlungsergebnis führen. Mit der Intention-to-Treat-Analyse wird dieses Problem durch Beibehaltung der ursprünglichen Gruppen vermieden.

In der Praxis kommt es häufig vor, dass Patientinnen nicht das tun, was Gesundheitsfachpersonen ihnen empfehlen, sodass die Therapietreue selten perfekt ist. Durch den Ausschluss von Studienteilnehmerinnen, die sich nicht an die Interventionen, denen sie zugeteilt wurden, gehalten haben (auch bekannt als „Pro-Protokoll-Analyse“), entsteht ein künstliches Szenario perfekter Einhaltung, das nicht der klinischen Praxis entspricht und zu einer Verzerrung der Ergebnisse führt, die typischerweise überschätzt werden. Wenn die Therapietreue schlecht ist, kann es sein, dass Analysen nach Intention-to-Treat das Ausmaß des Behandlungseffekts unterschätzen, der bei den Patientinnen auftritt, die sich an die Behandlung halten.

 

Konfidenzintervalle verstehen

Wie präzise ist die berichtete Wirkung einer Intervention in einer Studie für meine Patientinnen?
Der Zweck von Studien, in denen die Wirkungen von Behandlungen verglichen werden, besteht darin, den Leserinnen eine Vorstellung davon zu geben, was passieren würde, wenn Patientinnen eine Behandlung im Vergleich zu einer anderen erhalten würde. Die Studie erreicht dies durch die Berechnung eines ‚Effektschätzers‘. Bei kontinuierlichen Ergebnismessungen ist dies die Differenz zwischen den Gruppen; der mittlere Ergebniswert für die Interventionsgruppe abzüglich des mittleren Ergebniswerts für die Vergleichsgruppe. Hierbei ist zu beachten, dass wir hier nicht über p-Werte sprechen, da p-Werte aus verschiedenen Gründen keine geeignete Grundlage für Behandlungsentscheidungen sind.

Es ist jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass der in der Studie ermittelte Effekt einer Stichprobe entstammt. Eine Implikation hieraus ist, dass die Wissenschaftlerinnen bestenfalls eine Schätzung des Effekts für die gesamte Population (Grundgesamtheit) abgeben können. Alle Schätzungen sind ungenau, und es ist von Bedeutung zu wissen, wie ungenau sie sind. Das wichtigste und nützlichste Werkzeug, das Wissenschaftlerinnen zur Beschreibung der Präzision eines Effektschätzers zur Verfügung steht, ist das Konfidenzintervall.

Konfidenzintervalle werden häufig falsch interpretiert. Sie repräsentieren nicht die Bandbreite der Effekte, die bei 95 % der Patienten auftreten werden, noch die größten und kleinsten Effekte, die einzelne Patientinnen erwarten können.

Die technische Erklärung eines Konfidenzintervalls ist ziemlich kompliziert, aber es gibt eine Möglichkeit, sie zu interpretieren, die für klinische Zwecke ausreichend geeignet ist. Das Konfidenzintervall ist der Wertebereich, in den der Populationseffekt am wahrscheinlichsten fällt. Wenn eine Studie also einen mittleren Unterschied zwischen den Gruppen von 2 Punkten und einem Konfidenzintervall von 1 bis 3 aufweist, beträgt die beste Schätzung des Behandlungseffekts 2 Punkte, sie kann jedoch auch zwischen 1 und 3 Punkten liegen.

Für Praktikerinnen kann der Bereich der plausiblen Effekte (der Werte innerhalb des Konfidenzintervalls) Teil der Diskussion mit einem/einer Patienten/in über Behandlungsmöglichkeiten sein, um zu einer gemeinsamen Entscheidung zu gelangen.

 

6. Alles zusammenfügen

In den letzten zwei Monaten der Kampagne werden Erfolgsgeschichten darüber präsentiert, wie Physiotherapeutinnen verschiedene Barrieren überwunden haben, um sicherzustellen, dass Patientinnen eine evidenzbasierte Versorgung erhalten. Diesen Monat berichten wir über Erfolgsgeschichten aus der individuellen praktischen Perspektive in den Bereichen Schlaganfallrehabilitation und Onkologie.

Kate Scrivener Consultant Physiotherapist, Sydney, Australien) stellt dar, wie die Umsetzung von Leitlinien zur Schlaganfallrehabilitation ihrer Patientin (Sharon) dabei geholfen hat, nach einem Schlaganfall deutliche Funktionsverbesserungen zu erlangen.

  • Der Kontext: Sharon war eine Schlaganfall-Patientin in ihren Vierzigern, die initial stark beeinträchtigt war und aus dem Krankenhaus in eine Altenpflegeeinrichtung überwiesen wurde. Glücklicherweise verfügte die Einrichtung vor Ort über ein Rehabilitationszentrum.
  • Die Evidenz: Evidenzbasierte Praxisleitlinien für die Schlaganfallrehabilitation empfehlen eine hochintensive, intensive und aufgabenspezifische Rehabilitation.
  • Die Hindernisse bei der Umsetzung: Sharon hatte verschiedene Beeinträchtigungen, darunter Schwierigkeiten mit der motorischen Planung und eine ausgeprägte Spastik, was die Umsetzung der Leitlinienempfehlungen zu einer großen Herausforderung machte. Dadurch brauchte sie zunächst die Hilfe von zwei Personen, um zu stehen, und sie konnte nicht gehen.
  • Die Lösung: Mit vielen Problemlösungsstrategien und ‚Trial and error‘ fanden Kate und ihr Team einen Weg für Sharon, der es ihr ermöglichte, eine intensive, aufgabenspezifische Rehabilitation durchzuführen. Zu den wichtigsten Strategien gehörten das Training von Gesamtaufgaben (anstelle von Teilaufgaben) in Verbindung mit sinnvollen täglichen Aktivitäten zur Überwindung der Schwierigkeiten mit der motorischen Planung und die Verwendung einer Schiene für die Stabilisierung der Kniestreckung während des Stehens und Gehens.
  • Die Ergebnisse: Im Zeitraum zwischen 6 und 12 Monaten nach ihrem Schlaganfall wechselte Sharon vom Gehen mit Hilfe zum Gehen ohne Hilfe und dann zum Gehen außerhalb der Einrichtung. Sie verließ schließlich die Altenpflegeeinrichtung und lebt inzwischen allein in einer betreuten Unterkunft.

Rohit Raykar (Diplom in Physiotherapie im ersten Jahr, Sydney, Australien) berichtet, wie Evidenz bei einer Patientin mit einer Krebserkrankung die Motivation zum Sport steigerte.

  • Der Kontext: Rohit war ein Student, der während eines Praktikums eine Frau in den Sechzigern mit einem Ovarial-Karzinom betreute. Aufgrund ihrer Chemotherapie litt sie unter einer ausgeprägten Fatigue.
  • Die Hindernisse für die Umsetzung: Zur Entfernung der vom Krebs betroffenen Eierstöcke wurde bei der Patientin eine Hysterektomie durchgeführt, und Rohit besuchte sie, um sie postoperativ zu einem Bewegungstraining zu motivieren. Die Patientin war einem Bewegungstraining eher abgeneigt, wegen ihrer Fatigue und negativer Erfahrungen mit einem Bewegungstraining bei Müdigkeit.
  • Die Evidenz: Man hatte Rohit gesagt, dass ein Bewegungstraining für Menschen mit Krebserkrankungen von Vorteil sei, aber er wollte sich die Evidenz selbst anschauen. Mithilfe seiner Kenntnisse in der Suche nach und Bewertung von Evidenz fand er einen hochwertigen systematischen Review zu den Effekten eines Bewegungstrainings für Menschen mit Krebserkrankungen. Der Review zeigte, dass ein Bewegungstraining zahlreiche positive Effekte hat, darunter unter anderem die Verringerung von Gewichtszunahme, kognitiver Dysfunktion, Lymphödemen und dem Risiko eines Rezidivs und sekundärer Krebserkrankungen.
  • Die Lösung: Rohit berichtete seiner Patientin während ihrer nächsten Behandlungseinheit von der Evidenz, und sie war von den Vorteilen sehr überrascht. Rohit versicherte ihr, dass jeglicher Umfang von Bewegung ein guter Startpunkt sei, und dass sie den Umfang im Laufe der Zeit schrittweise steigern könne.
  • Die Ergebnisse: Rohit vermittelte die Patientin an einen ambulant tätigen Sporttherapeuten, mit dessen Hilfe sie ihr Aktivitätsniveau im Laufe der Zeit schrittweise steigern konnte.

Asheigh (Physiotherapeutin in privater Praxis in Toowoomba, Australien) berichtet, wie die Umsetzung von Leitlinienempfehlungen zur Schlaganfallrehabilitation zur Anpassung ihres Trainingsprogramms ihrer Patientin (Wendy) dabei half, nach einem Schlaganfall besser laufen zu können. Wendy teilte auch ihre Sicht auf die Anpassungen des Trainingsprogramms und die daraus resultierenden Verbesserungen mit.

  • Der Kontext: Wendy ist in ihren 60ern und hatte vor 5 Jahren einen Schlaganfall. Nach einigen Jahren Rehabilitation lief sie 1 km pro Tag, wollte aber wie vor dem Schlaganfall wieder 5 km schaffen.
  • Das Problem: Ashleigh bemerkte, dass Wendy nach ein paar Jahren Rehabilitation in Bezug auf Verbesserungen stagnierte. Wendy machte hauptsächlich Hydrotherapie und führte nur 1-3 Sätze von Übungen durch, die nicht aufgabenspezifisch waren (z. B. Beinstrecken, Aufstehen aus dem Sitzen). Ashleigh beschloss, nach Evidenz zu suchen, um herauszufinden, ob sie etwas anders machen könnte.
  • Die Evidenz: Die aktuellste evidenzbasierte Praxisleitlinie zur Schlaganfallrehabilitation empfiehlt eine hochintensive, intensive und aufgabenspezifische Rehabilitation. Ashleigh empfand die Leitlinie als einfach umsetzbare Hilfestellung, um Wendys Programm so anzupassen, dass es mehr aufgabenspezifische Übungen enthielt, die für ihre Ziele relevant waren.
  • Die Hürden bei der Umsetzung: Ashleigh empfahl Wendy, mehr Training außerhalb des Wassers anstelle der Hydrotherapie durchzuführen. Allerdings machte Wendy die Hydrotherapie Spaß und sie hatte dort viele neue Freunde gefunden. Es galt, ein Gleichgewicht zu finden zwischen dem, was Wendy tun wollte, und dem, was sie tun musste, um ihre Ziele zu erreichen.
  • Die Lösung: Sie einigten sich darauf, dass Wendy die Hydrotherapie fortsetzen würde, dass sie zudem aber auch das Training außerhalb des Wassers mit den hohen Wiederholungszahlen durchführen würde, die für ihr Ziel, eine weitere Strecke gehen zu können, spezifisch waren (z. B. 400-600 Wiederholungen des schnelleren Schwingens des Beins während der Schwungphase des Gehens).
  • Die Ergebnisse: Die Gehgeschwindigkeit verbesserte sich im Laufe weniger Monate von 0,8 m/s auf 1,3 m/s und die Gehstrecke verbesserte sich von 1 km auf 2 km pro Tag.

Im letzten Monat unserer Kampagne erfährst du, wie ein Physiotherapie-Team die evidenzbasierte Physiotherapie in seine Arbeit implementiert hat.

Nicole Stockill (Physiotherapeutin am Toowoomba Hospital, Australien) berichtet über die Änderungen, die an einem ‚Gleichgewichtstrainings-Kurs‘ vorgenommen wurden, um ihn mit der evidenzbasierten Praxis in Einklang zu bringen.

  • Der Kontext: Physiotherapeutinnen aus dem Team für Rehabilitation und Schlaganfalldienste für Geriatrie und Erwachsene am Toowoomba Hospital in Australien, lasen die beste verfügbare Evidenz zur Sturzprävention.
  • Die Evidenze: Hochwertige Evidenz aus einem systematischen Review ergab, dass anspruchsvolle Gleichgewichtsübungen, durchgeführt über drei oder mehr Stunden pro Woche, das Risiko für Stürze um 39 % senken. Anspruchsvolle Gleichgewichtsübungen sind Übungen, die ohne Unterstützung durch die Arme, mit verkleinerter Unterstützungsfläche und mit Schwerpunktverlagerungen durchgeführt werden.
  • Das Problem: Die Physiotherapeutinnen beschlossen, ihren ‚Gleichgewichtstrainings-Kurs‘ zu evaluieren, um zu ermitteln, ob er mit der Evidenz übereinstimmte. Sie ermittelten, dass die Patientinnen zwei Stunden pro Woche trainierten, verglichen mit den empfohlenen drei oder mehr Stunden, und dass nur 31 % der Übungswiederholungen anspruchsvolle Gleichgewichtsübungen beinhalteten.
  • Die Hindernisse bei der Umsetzung: Der Kurs musste überarbeitet werden, aber es gab einige Hindernisse bei der Umsetzung der Evidenz. Zu diesen gehörte der Zeitaufwand für die Planung des neuen Kurses und die Schulung des Teams in der Struktur des Kurses und der Evidenz, zusätzlich erforderliche Ressourcen wie kleinere Ergänzungen der Ausstattung und das Erstellen neuer Heimübungsprogramme, die anspruchsvolle Übungen beinhalteten, sowie Überlegungen zum Zeitmanagement, um sicherzustellen, dass die Physiotherapeutinnen die Patientinnen in einer einstündigen Einheit durch alle neuen Übungen begleiten konnten.
  • Die Lösung: Das Physiotherapie-Team überwand viele der Hindernisse, indem es den Kurs auf ein Zirkeltrainings-Format umstellte. Übungsstationen mit Poster-Anleitungen ermöglichten es, die Übungen auf die individuellen Fähigkeiten abzustimmen und gleichzeitig die im Gruppensetting gewonnene Trainingsmotivation aufrechtzuerhalten. Die Patientinnen erhielten zielorientierte Anweisungen und Rückmeldungen zu ihren Leistungen, was ihre Übungsmotivation steigerte. Das Ergebnis war ein anspruchsvolles, umfangreiches Programm, das nahezu keine Auswirkungen auf den Personalbedarf, die Ressourcen und die Kosten hatte.
  • Die Ergebnisse: Die durchschnittliche Anzahl der Wiederholungen stieg von 101 auf 894 pro Kurs, und der Prozentsatz der Wiederholungen mit anspruchsvollen Übungen stieg von 31 % auf 100 %. Dies führte im Laufe der Zeit, erhoben durch die Physiotherapeutinnen, zu verbesserten, ausgewogenen Ergebnissen.
  • Maddie Jaeger (Physiotherapeutin am Toowoomba Hospital, Australien). Maddie teilt ihre Erfahrungen mit der Arbeit in einem Physiotherapie-Team, das die evidenzbasierte Praxis in einen ‚Gleichgewichts-Kurs‘ implementiert hat. Maddie beschreibt die Merkmale des Kurses, wie die Teilnehmerinnen mit den Herausforderungen und der Intensität des Kurses umgingen, die Veränderungen in den von den Teilnehmerinnen berichteten Ergebnissen, und wie sie ihre Ziele erreichten.

     

    Die Kampagne „# PEDroTacklesBarriers to evidence-based physiotherapy“ ist nun abgeschlossen. Wir hoffen, dass dir die Strategien und Tipps gefallen haben, die dir dabei helfen sollen, Barrieren gegen die evidenzbasierte Physiotherapie zu überwinden.

    PEDro bedankt sich bei Joshua Zadro für die Koordination dieser Kampagne. Wir bedanken uns zudem bei allen Mitwirkenden an der Kampagne, für die Übersetzungsarbeit von Mariana Nascimento Leite, Junior Vitorino Fandim (Portugiesisch), Leonardo Pellicciari , Francesco Ferrarello , Michele Marelli, Matteo Paci, Paolo Pillastrini (Italienisch), Elodie Louvion , Magda Costa Castany , Céline Lesage und Matthieu Guémann et Guillaume Galliou (Französisch), beim PEDro- Ausbildungs- und Schulungskomitee und der PEDro- Produktionsunterstützung durch Geraldine Wallbank, Courtney West und Anne Moseley.

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